Suite Dreams 24.September 2024

Mandarin Oriental »Savoy«, Zürich

Ein Besuch in Zürich, der größten Stadt der Schweiz, ist eigentlich immer eine positive Überraschung. Damit ist hier gar nicht mal die hübsche mittelalterliche Altstadt oder die eindrucksvolle Uferpromenade mit Blick auf die Alpen gemeint – nein, vor allem in Sachen Gastronomie und Hotellerie tut sich in Zürich seit einigen Jahren eine Menge.

Der jüngste Streich ist das frisch sanierte Savoy Hotel am eleganten Paradeplatz. Es wurde 1838 von Johannes Baur unter dem Namen »Baur en Ville« als erstes Zürcher Grandhotel eröffnet, und im Jahr 1908 um den Zusatz »Savoy« ergänzt. Die Lage des Hauses ist ein echtes Filetstück, nur wenige hundert Meter vom See entfernt, die Altstadt und die luxuriöse Bahnhofstraße in unmittelbarer Nachbarschaft. Zu den prominenten Gästen zählten über die Jahrzehnte hinweg Richard Wagner, Charles Dickens und Grace Kelly.

Zuletzt war der Glanz jedoch verblasst – bis die Mandarin Oriental Hotel Group das Haus übernahm und nach allen Regeln der Kunst auffrischte. Das historische Flair des neoklassizistischen Gebäudes, so viel können wir jetzt schon sagen, hat man dabei mit viel Fingerspitzengefühl bewahrt. Mit nur 80 Zimmern und Suiten ist das Mandarin Oriental Savoy kein pompöser Palast, sondern ein angenehm persönlich anmutendes Luxus-Stadthotel.

Passend dazu besteht ein – zumindest »gefühltes« – Leitmotiv darin, das Hotel ins Stadtleben zu integrieren und die öffentlichen Bereiche tatsächlich auch für eine breitere Öffentlichkeit attraktiv zu machen. Sicherlich spielt in dieser Hinsicht eine Rolle, dass Luxushotels in Zürich und der Schweiz traditionell etwas »familiärer« geführt sind, woran sich auch internationale Ketten wie Mandarin Oriental orientieren müssen. Im Savoy beginnt das mit der atmosphärischen Lounge-Bar im Erdgeschoss, wo sich während unseres Besuchs neben Hotelgästen auch hörbar viele Einheimische für einen Drink treffen …

… Und es setzt sich fort bei den beiden Restaurants des Hauses, die jeweils über einen eigenen Eingang verfügen. Da ist die Savoy Brasserie & Bar, deren luftiges Art-déco-Ambiente man am besten mit dem Begriff »lässige Eleganz« umschreibt. Von der Straße aus könnte man die Brasserie für ein komplett eigenständiges Lokal halten – tatsächlich kehren bei unserem Besuch unterschiedlichste Gäste ein, die offenkundig nicht aus dem Hotel kommen. Sehr schön.

In der Küche steht mit Daniele Tortomasi zudem kein Unbekannter, hat er doch bereits in verschiedenen Restaurants in Deutschland und der Schweiz Sterne erkocht …

Die Küche bietet in erster Linie traditionelle Brasserie-Gerichte auf gehobenem Niveau, außerdem – die Herkunft verpflichtet – einige asiatische Klassiker. Die Highlights unseres Lunch sind ein tableside zubereitetes Rindertartar, das durch hervorragende Fleischqualität und eine kräftige Würze (die man natürlich selbst bestimmen kann) gefällt …

… und die exzellenten Desserts von Chefpâtissier Andy Vorbusch, auch er mit seiner umfangreichen Drei-Sterne-Historie ein prominenter Name. Im Bild: Baba au Whisky mit Thymiancreme und Limone, Cheesecake im Glas mit Buttermilch, Holunderblütenschaum und Erdbeersorbet, sowie Schokoladen-Cremeaux mit Sauerkirsch und Pistazieneis. Ein Traum.

Ein Highlight bildet zweifellos auch das italienische Gourmetrestaurant Orsini, ein Traditionshaus, das fast so lange existiert, wie das Savoy selbst. Es ist ebenfalls über einen eigenen Eingang auf der Rückseite des Hotels erreichbar – wüsste man es nicht anders, könnte man es für ein eigenständiges kleines Restaurant halten, was schon immer die Absicht hinter dieser Aufteilung gewesen sein dürfte.

Seit der Wiedereröffnung zeichnet Antonio Guida vom Mailänder Zwei-Sterne-Restaurant Seta als kulinarischer Direktor verantwortlich. Die Atmosphäre ist elegant, der Service durchaus förmlich, aber keineswegs steif. Wir genossen im Orsini einen exzellenten Lunch, von dem hier zwei besonders starke Gerichte gezeigt werden sollen:

Herausragend gute Spaghetti (natürlich hausgemacht) mit Tintenfischlardo und »Colatura di Alici«-Emulsion – ein gleichermaßen vollmundiges wie elegantes Gericht.

… und gebratener Scampo mit Safranschaum und gesalzener Marsala-Sabayon (von Marco de Bartoli), sowie etwas Kaviar, der eine luxuriös-salzige Note einbringt – eine hochfeine Kreation, bei der das oxidative des Marsala und die blumige Note des Safran den nussigen Scampo kongenial einrahmt.

Kommen wir aber zum Hauptgrund eines Hotelbesuchs: den Zimmern. Wir erhalten ein Upgrade auf einen Deluxe Terrace Room, sehr geräumig geschnitten, stilvoll eingerichtet und mit tollem Ausblick.
Die Gestaltung des gesamten Hotels übernahm der renommierte Pariser Designer Tristan Auer. Nahezu sämtliche Möbel wurden von ihm persönlich entworfen und in der Schweiz angefertigt. Schlechte Luxushotels setzen auf neureichen Prunk – hier setzt man auf Stil und Geschmack. Sanfte, geschwungene Formen sowie »warme« Stoffe in strukturiertem Ecru, Bernstein und Taupe vermitteln gelassene Eleganz und ein Gefühl der Ruhe. Gefällt uns ganz ausgezeichnet.

Viele der 44 Zimmer und 36 Suiten verfügen über Balkone, Terrassen oder private Dachterrassen. Die räumliche Aufteilung ist speziell für ein Stadthotel bemerkenswert großzügig. Im Bild sieht man das gewaltige Wohnzimmer der riesigen Präsidentensuite, doch interessanterweise bietet das Hotel auch Einzelzimmer an, eine absolut bemerkenswerte Seltenheit, die insbesondere Geschäftsreisenden (oder alleinreisenden Fressern) entgegenkommen dürfte.

Zum Abschluss das, neben dem Orsini, zweite Highlight des Hotels, nicht nur für Hausgäste: die Rooftop-Bar. Wenngleich das Gebäude nur ein Stockwerk höher als seine Nachbarn ist, hat man eine wunderbare Aussicht, sowohl auf die umliegenden Kirchen und anderen Wahrzeichen der Stadt, als auch, in der Ferne, auf die Weite der Alpen. Allein ein paar Drinks hier oben sind Grund genug für eine Rückkehr.

Zürich ist die dritte Stadt in der Schweiz, in der die in Hongkong ansässige Mandarin Oriental Hotel Group ein Hotel eröffnet hat. Genf und Luzern sind die anderen beiden – lohnende Städte alle beide. Aber am Ende ist es mit Hotels ohnehin wie mit Restaurants: die besten sind selbst schon Reise wert.

Hinweis

Der Aufenthalt im »Savoy« war eine Einladung. Details zum Umgang mit Einladungen und anderen Pressekonditionen findet Ihr hier.

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