
Capella Hotel, Bangkok
In Sachen Luxushotels ist die Bandbreite in der Megacity Bangkok enorm – man braucht deshalb eine umso klarere Vorstellung, um die passende Wahl zu treffen. Wir verbringen in der "Stadt der Engel" immer gerne einige Tage am Flussufer, wo sich das Leben auf den Straßen sehr authentisch anfühlt, es aber dennoch nicht so stressig ist, wie etwa im populären Sukhumvit-Viertel. Am Ende fällt unsere Entscheidung für die ersten vier Tage für das Capella Hotel, das zur gleichnamigen, hierzulande gänzlich unbekannten Superluxushotelgruppe mit Sitz in Singapur gehört.
Zwischen dem historischen Pflaster der Charoenkrung Road und dem majestätischen Fluss Chao Phraya öffnete das Capella im Herbst 2020 mitten in die Corona-Pandemie hinein seine Pforten – ein leise opulentes Refugium, das sehr schnell für internationales Aufsehen sorgte. Wohlgemerkt ist das dezente, quaderförmige Gebäude kein Ort des grellen Protz, sondern der feinen Eleganz. Wir sind geneigt zu sagen: kein Haus für "Neureiche", sondern für "Vermögende".

Architektonisch gestaltet von Hamiltons International und feingliedrig mit Interiors des amerikanischen BAMO-Studios eingerichte, ist das Haus eine gekonnte Verschmelzung von Bangkoks historischem Flair mit subtilem zeitgenössischem Luxus. Mit nur 101 Zimmern und Villen, darunter sieben Flussvillen und eine prunkvolle Präsidentenvilla, beginnt der besondere Blick für Details schon damit, das man von jedem Raum des Hotels einen direkten Blick auf das Flussleben hat – nicht nur als Gestaltungsprinzip, sondern als integraler Bestandteil des Erlebnisses. Das stille Flussrauschen verbindet sich einem mit gedämpftem, kontemplativem Interieur aus hellen Hölzern, edlen Marmor, feinen Stoffen und bodentiefen Fenstern. Dass es einen umfassenden Spa-Wellnessbereich mit Thermalbädern, Teelounge, Behandlungsräumen und Vitalitätspool gibt, muss man eigentlich kaum erwähnen.
Der Check-in findet nicht an einer profanen Rezeption statt, sondern an Couchtischen in einer wohnzimmerartigen Lounge, dem Living Room. Er wirkt nicht wie ein Foyer, sondern wie das Wohnzimmer eines kunstsinnigen Privatgaleristen. Auch nach der Ankunft bleibt dies ein zentraler Ort: täglich zwischen 17 und 18 Uhr findet hier zum Sonnenuntergang die Cin Cin Stunde statt, mit Gratis-Cocktails, feinen Häppchen, leiser Musik und Blick auf den Fluss. Die Stimmung ist elegant, aber nicht exklusiv, sondern warm – eine großartige Idee, die etwas weltläufig-großzügiges vermittelt.

Daneben durchziehen großformatige Arbeiten thailändischer Künstler das gesamte Hotel, ein Kniff, der auf subtile Weise den Zusammenhang von Eleganz und Intellekt, von Luxus und Kultiviertheit aufzeigt. Diesem Geist entspringt auch ein Servicedetail, das wir so noch nicht kannten: es gibt hier die sogenannten Capella Culturists, welche die Gäste auf Wunsch mit Sightseeingvorschlägen, maßgeschneiderten Stadtrundgängen und anderem versorgen. Zudem bieten sie unter dem Titel "Capella Moments" Kunstrundgänge durch das Hotel sowie kulturelle Kurse oder Weinproben im Living Room oder dem hauseigenen Kräutergarten an. Wir machen von diesem Angebot mangels Zeit zwar keinen Gebrauch, aber allein die Tatsache, dass es so etwas gibt, ist bemerkenswert.

Gut gefällt uns auch die Idee der lauschigen Gärten zwischen üppigem Grün – Rückzugsorte in der Oase des Hotels.

Zu den Zimmern. Wir wohnen in einem der Riverview Premier Zimmer, die mit 61 m² zu den größten der Stadt gehören. Licht flutet durch bodentiefe Fenster, während der Blick sich auf den Chao Phraya weitet. Holz- und Steintexturen verschränken sich mit zarten Cremetönen, gerahmt von sanftem Licht.
Die Ausstattung liest sich wie ein Wunschzettel für höchste Ansprüche: Smart-TVs, Bluetooth-Soundsystem, eine umfangreiche Minibar, Nespresso-Maschine – dazu ein 24-Stunden-Service durch den persönlichen Capella Culturist.
Das luxuriöse Badezimmer (auch von hier hat man Flussblick!) umfasst eine freistehende Marmorwanne, eine separate Regendusche sowie natürlich ausgesprochen edle Pflegeprodukte.
Ein Highlight bildet für uns der Balkon mit Daybed, das während der samtig-schimmernden Sonnenuntergänge zum Verweilen einlädt. Dazu ein Drink und der Abend kann beginnen.

Überhaupt der Ausblick: Wenn man morgens vor einer Kulisse wie in diesem Bild aufwacht (es handelt sich nicht um ein Pressefoto!), fühlt sich das beinahe irreal an. Kurzum: Die Riverview Premier Zimmer, mit Platz für bis zu drei Personen, sind das richtige für all jene, die modernen Luxus suchen, ohne es "übertreiben" zu wollen.

Wer es üppiger mag, bezeigt eine Verandah Suite, die mit 209 m² luxuriös viel Raum bietet: Schlafen, Wohnen, Genießen in fließender Harmonie – dazu die weitläufige Außenveranda mit Sala, privatem Jacuzzi und einem Blick, der wie gemalt wirkt. Morgens: Yoga auf der Holzterrasse, abends: Floating-Stille mit Kerzenlicht.Das Interieur fühlt sich wie ein individuell kuratierter Salon an: puristische Eleganz, hochwertige Bettwäsche, begehbarer Kleiderschrank, Tablet-Steuerung – all dies eingebettet in ein Spiel aus sanften Farbtönen und klaren Linien. Das Badezimmer gleicht einem Spa-Retreat: Marmor, Steinakzente, eine große Regendusche und die Badewanne kaum sichtbar im Raum – alles fügt sich zu einem Ort der Ruhe. Die Veranda öffnet das Ensemble zur Flusslandschaft.
Diese Suite passt für Paare oder kleine Familien, die Privatsphäre, Raum und urbane Natur suchen – ein Rückzugsort mit Resort-Charakter, ohne jedoch das brodelnde Bangkok aus den Augen zu verlieren.

Da das Capella direkt am Fluss liegt, bietet es seinen Gästen einen kostenlosen Boot-Shuttleservice an. Dieser fährt halbstündlich vom hauseigenen Pier ab und hält sowohl am Taksin-Pier, von dem aus man Anschluss an lokale Boote und den BTS-Skytrain hat, als auch am beeindruckenden Einkaufszentrum ICON Siam. Einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass zwischen 13:30 Uhr und 15:00 Uhr kein Shuttle fährt – angesichts der enormen Personaldichte im Hotel sollte es eigentlich kein Problem sein, diese Zeitspanne zu füllen.

Auch wenn man ein Zimmer ohne eigenen Pool bucht, kommt man auf seine Kosten. Der offizielle Poolbereich ist nicht übermäßig groß, aber sehr schön und greift die dezente Eleganz des Hotels auf. Viel Betrieb herrscht während unseres Aufenthalts nie. Das Wasser ist erfrischend temperiert, die Beckentiefe erlaubt "richtiges" Schwimmen, der Service ist aufmerksam und freundlich. Alles sehr angenehm.

Bemerkenswert ist das Lunch-Angebot am Pool: anstelle der üblichen Snacks und Sandwiches bietet man aus Mini-Menüs an, die als eine Art Bento-Box serviert werden. Wir probieren eines der Thai-Menüs – bestehend aus köstlichem Pomelo-Salat, saftigen Sommerrollen, gegrillter King Prawn sowie Mango mit Kokos und Sticky-Rice – und ein westliches Menü mit aromatischem Wagyu-Cheeseburger, knusprigen Pommes frites und luftig-leichtem Schoko-Törtchen mit Erdnusscrunch. Die Qualität sämtlicher Speisen ist mehr als sehr gut. Dazu ein frisch gezapftes Bier … wunderbar.

Auch sonst bietet das Capella kulinarisch ein auffallend hohes Niveau. Das elegante zweifach besternte Côte by Mauro Colagreco lassen wir diesmal aus, um uns der Thai-Küche zu widmen: das Restaurant Phra Nakhon findet sich in einem luftigen Wintergarten, umgeben von üppigem Garten, in dem die traditionelle Küche Südthailands eine Bühne findet. Am Tag ein Ort voller Licht und Farbe, am Abend ein ruhiger Treffpunkt für Familienessen oder kulinarische Entdeckungsreisen. Die Atmosphäre ist warm, einladend, herzlich – kein steifer Gourmettempel, sondern ein entspannter Ort und eine Küche mit Seele.
Notabene: Morgens wird hier auch das exzellente Frühstück mit kontinentalen, chinesischen, japanischen und thailändischen Spezialitäten serviert. Wir sind für gewöhnlich keine Frühstücker, doch hier verfliegt jede Morgenmuffeligkeit.

Bei unserem Besuch im Phra Nakhon probieren wir einige exzellente Vorspeisen, danach ein fruchtig-scharfes Entencurry mit Kirschtomaten, Erbensauberginen und Rambutan, sowie im Wok gerösteten, superkrossen Schweinebauch mit gemischen Kräutern und verschiedenen Chilisorten. Ohne Übertreibung können wir sagen, dass beide Speisen zu den besten gehören, die wir während unseres zweiwöchigen Trips gegessen haben.

Eine besondere Erwähnung verdient die Cocktailbar des Hauses mit dem schönen Namen Stella. Hier kehren wir nach dem Dinner für ein paar Drinks ein. Unter dem Totel "The Journey Through Old Siam" kann man hier Cocktails genießen, die historische Rezepte neu interpretieren, auf Wunsch mit passenden Snacks und Süßspeisen – Patisserie und Mixologie verschmelzen zu einem multisensorischen Erlebnis. Wir begnügen uns mit Klassikern: Boulevardier und Manhattan. Ein weißer Pfau, sorgsam präpariert, thront wie ein modernes Totem über dem Geschehen.
Bei unserem Besuch ist die Bar brechend voll, die Stimmung ist grandios, denn …

... wie jeden Abend gibt es Live-Musik und Gesang. Der Zauber wird diesmal noch verstärkt, als eine stimmgewaltige Gästin ein spontanes Duett mit der Sängerin anstimmt. Dazu Drinks, die man nicht weniger als Weltklasse nennen kann. Dass diese Bar in den einschlägigen Bestenlisten überhaupt nicht auftaucht, ist uns vollkommen unverständlich. Das muss sich ändern.
So oder so: Was für ein fantastischer Abschluss an unserem letzten Abend hier!

Dass das Capella Bangkok kein gewöhnliches Luxushotel ist, dürfte nach all diesen Zeilen klar sein. Es ist vielmehr eine fein austarierte Melange aus Kultiviertheit und Luxus, ein urbanes Poem, geschrieben in Fugen aus Licht und Holz, in Reflexionen von Glas und Wasser – ein Osizilliern zwischen urbaner Metropole und ländlicher Natur, zwischen Tradition und zeitgenössischem Anspruch. Hier liefert man nicht nur Luxus, sondern füllt ihn mit Sinn. Den Gästen wird nicht nur Raum geschenkt, sondern ein Erlebnis – zum Anfassen, Erleben, Atmen.
Das Capella ist ein Rückzugsort inmitten der Stadt – mit Persönlichkeit und poetischem Flair, ein Ort für Reisende, die Bangkok nicht nur konsumieren, sondern fühlen möchten, die Luxus nicht mit Lautstärke verwechseln, die Privatsphäre mit Poesie kombinieren. Im Jahr 2024 wurde das Capella von The World’s 50 Best Hotels zum Besten Hotel der Welt gekürt – ein Ritterschlag, der nicht zuletzt der hier gelebten Philosophie geschuldet sein dürfte: "A calming riverside oasis" – dem haben wir nichts hinzuzufügen.
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Hinweis
Der Aufenthalt im »Capella Bangkok« erfolgte auf Einladung. Details zum Umgang mit Einladungen und anderen Pressekonditionen findet Ihr hier.

