2.Mai 2014

Pinot Noir 2010: Daniel & Martha Gantenbein, Graubünden

Befragt man Weinliebhaber zu Pinot Noir aus der Schweiz, fällt zumeist ein einziger Name: Gantenbein. Dieses internationale Renommee hat sich das Ehepaar Martha und Daniel Gantenbein hart erkämpft.

1982 machen die beiden Quereinsteiger die ersten Experimente im Weinbau. Der leidenschaftliche Genießer und Burgunderliebhaber Daniel Gantenbein hat damals eine glasklare Vision und beweist Weitsicht, indem er Burgunderklone pflanzt und den Wein im Barrique ausbaut. Heute findet man in dem Örtchen Fläsch im Schweizer Kanton Graubünden einen einzigartigen Weinbaubetrieb von Kultstatus, der konsequent darauf ausgelegt ist, den bestmöglichen Wein zu erzeugen.

Mit dem 2008 fertiggestellten Kelleranbau hat der gelernte Maschinenmechaniker ein architektonisch und funktionell prägendes Gebäude errichtet. Der ganze Betrieb ist auf möglichst optimales Arbeiten ausgerichtet. So haben die Trauben kürzeste Wege bis ins Weingut, und sämtliche Arbeitsgänge können per Schwerkraft vollzogen werden. Bei der Auswahl der Barriques setzt Daniel Gantenbein auf Geduld und lässt die Hölzer bereits drei Jahre im Voraus einlagern, damit sie ausdampfen können. In den Rebanlagen kümmert sich Martha Gantenbein um strenge Selektion und Auslese der besten Trauben, die bei einer Dichte von mindestens 7500 Stock pro Hektar wachsen. Doch das Weingut hat nur gut sieben Hektar Rebfläche, und so übersteigt die Nachfrage alljährlich das Angebot deutlich, sodass die wenigen Flaschen zugeteilt werden müssen.

Im ganzen Betrieb werden lediglich drei Weine produziert: Pinot Noir, Chardonnay und Riesling. Der Pinot Noir, welcher mit 6 Hektar den Hauptanteil der Rebfläche ausmacht, vergärt in offenen Holzbottichen, nachdem er eine Kaltmazeration von bis zu 14 Tagen vollzogen hat. Danach wird er im Barriquekeller ausgebaut und wandert im Anschluss unfiltriert und ungeschönt in die Flasche, sobald er – wie Daniel Gantenbein es ausdrückt – „pronto isch“.

Der 2010er Pinot Noir hat ein kräftiges, aber fein-durchsichtiges Granatapfelrot. Zum Rand hin verblasst das Rot ein wenig und nimmt einen durchsichtigen Kranz an. Anfangs strömt uns eine prägnant-würzige Nase entgegen. Zu Röstaromen von noch dampfenden Kaffeebohnen und etwas Milchkaffee gesellen sich knackige Herzkirschen und Himbeeren. Insgesamt wirkt die Nase enorm dicht und voll.

Am Gaumen präsentiert sich der Gantenbein sehr saftig, zeigt eine frisch-beerige Säure. Dabei empfindet man den Pinot Noir als sehr komprimiert und geradlinig, wobei er mit enormer Wucht die Aromen an den Gaumen presst. Neben der wegweisenden Kirschnote kommt hier auch wieder die feine Milchkaffeenote zur Geltung. Die Tannine wirken hochfein und setzen den Wein mit der kräftigen, gut eingebundenen Säure in Szene. Der 2010er Jahrgang zeigt den Pinot von einer angenehm frischen Seite, vermittelt aber auch Temperament im Glas. Noch zeigt sich das Barrique etwas im Vordergrund, doch bei der Kraft, die der Wein besitzt, gehen wir von einem enormen Potenzial aus.

Sommelier Oliver Friedrich kombinierte Gams, Sellerie und Birne mit dem Pinot. Das intensive Wildfleisch wurde wunderbar begleitet und auch die Frucht- und Gemüse-Komponenten bekamen eine adäquate Bühne. Die Tatsache, dass im Schloss Schauenstein der Gantenbein aus der Doppelmagnum ausgeschenkt wird, tut da ihr übriges...

Lest hier den detaillierten Bericht zu unserem Besuch bei Andreas Caminada.

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