2.Mai 2014

Clos Windsbuhl Gewürztraminer 2004: Domaine Zind Humbrecht, Elsass

Die legendäre Domaine Zind-Humbrecht aus Turckheim besteht seit 1959 durch einen Zusammenschluss zweier Weingüter der Familien Zind und Humbrecht, die gemeinsam etwa 40 Hektar Rebstöcke in Thann, Hunawhir, Gueberschwihr, Wintzenheim und Turckheim besitzen. Seit 2000 hat das Weingut eine ECOCERT-Zertifikation und seit 2002 den Status eines biodynamisch wirtschaftenden Weinguts.

Bei Zind Humbrecht werden die handgelesenen Trauben über zwölf Stunden gepresst. Die nicht chaptalisierten und ungeschönten Weine liegen in temperaturkontrollierten Eichenholzfässern. Das Weingut selbst befindet sich in einem großen, eindrucksvollen Gebäude. Unvergessen bleibt der Verkostungsraum direkt im Keller mit Blick auf die alten Schätze der Domaine.

Olivier Humbrecht selbst ist ein intelligenter Winzer, der sich von seinem Verstand und seinem schier unerschöpflichen Wissen leiten lässt. Wer einmal an einer Verkostung mit ihm teilnehmen darf, wird schnell bemerken, dass Humbrecht seinen “Master-of-Wine”-Titel nicht leugnen kann. Wenn der Winzer auf Jahrgänge, Klima und Lagen und die daraus abgeleiteten Eingriffe im Weinkeller und im Weinberg eingeht, spürt man, wie langfristig und vorausschauend er seine Rolle sieht. Hier wird das Weinmachen philosophisch betrachtet, in Generationen gerechnet – und das mit dem nötigen Fachwissen statt mystischer Verklärung untermauert.

Der Clos Windsbuhl Gewürztraminer besitzt ein tiefes und sattes Gelb und verleugnet damit auch seinen älteren Jahrgang nicht. In der Nase fällt frisch eingeschenkt sofort das kräftige Bukett auf. Honig und Litschi prägen den ersten wuchtigen Eindruck, der mit dem Schwenken des Glases um Facetten reifer Früchte wie Aprikose und Ananas erweitert wird.

Am Gaumen wartet dann doch weniger Restsüße, als das Bukett vermuten lässt und so tendiert der Wein eher in Richtung trocken, wobei er viel Fruchtsüße besitzt. Der hohe Alkoholanteil von 14,5% vol. gibt dem Wein mächtig Körper und Intensität. Dagegen steuert glücklicherweise die für einen Gewürztraminer prägnante Säure an, die den Wein vor Pappigkeit und erschlagender Schwere rettet.

Dieser muskulöse Gewürztraminer besitzt im Abgang eine leichte Bitterkeit, die ihm aber seine Attraktivität verleiht. Nach drei Tagen in der offenen Flasche setzt der Wein für uns noch mal eins drauf: Er wirkt nun viel cremiger. Eine weitere schöne Facette sind die Lychee-Aromen, die wir erst schmecken, nachdem der Abgang schon lange verklungen scheint.

 

Thomas Sommer kredenzte uns den Clos Windsbuhl im Gourmetrestaurant Lerbach zur Entenleberschnitte mit Birkensaft, Pilzen, Malzöl und Süßdolde. Der seidige Schmelz der Leber und das Wechselspiel von süß-würzigen und erdig-malzigen Geschmäckern des Forstes wurde von dem gewählten Gewürztraminer wunderbar begleitet und nochmals gehoben – besser geht es nicht!

Lest hier den detaillierten Bericht zu unserem Besuch bei Nils Henkel.

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