Restaurantkritik 16.Oktober 2015

Technik, die begeistert

Die steile, mit Kopfstein gepflasterte Auffahrt zu Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach könnte bei aller angebrachten Distanz bei einem Restaurantbesuch sinnbildlich für das nahezu religiöse Ereignis stehen, das ein Besuch bei Joachim Wissler für uns bedeutet. Bei der Vorfreude auf die Pilgerfahrt ins Vendôme interessieren uns wahrlich keine Verschiebungen im internationalen Ranking eines italienischen Wasserherstellers – wie sollten wir den Unterschied zwischen Platz 12 in 2014 und Platz 30 in diesem Jahr auch erschmecken können.

Bereits seit seiner Zeit im Restaurant Marcobrunn im Schloss Rheinhartshausen – der dortige Besuch im zarten Knabenalter gilt einem der Sternefresser als kulinarisches Erweckungserlebnis – verfolgen wir die Entwicklung Wisslers durch regelmäßige Besuche aufmerksam. Von den zunächst klassischen Anfängen über die Hinwendung zur Moderne vollzog sie sich bis zur absoluten Spitze der deutschen Avantgarde. Gerade der Antrieb, sich fortwährend weiterzuentwickeln, ja, auch bisweilen zu häuten, macht – neben spannenden Kreationen mit vermeintlich einfachen Produkten – stets den Reiz eines Besuchs aus. So gilt Wissler nicht nur unter den Modernisten so manchem als bester Koch der Republik.

Eine Konstante ist das zurückhaltende, creme-beige bis grüne Interieur des Dreisterners, das zwar nicht wirklich originell ist, in dessen unheimlich entspannter Atmosphäre wir uns aber stets pudelwohl fühlen. Bei diesem Besuch stellen wir jedoch etwas durchaus Ungewöhnliches fest: Das Vendôme gehört zu den kinderfreundlichsten Spitzenrestaurants, die wir bisher erlebten – gleich im halben Dutzend tummelt sich mehr oder minder wohlerzogener Fress-Nachwuchs an den Nachbartischen. Ein unbezahlbares Geschenk der Kleinen an ihre Mütter, das uns über unsere ungeschickten Basteleien von Vasen aus Ton oder missglückte Wasserfarben-Experimente als Mini-Mondrians in diesem Alter denken lässt, denn schließlich ist heute Muttertag.

Was als Auftakt bescheiden Brotzeit heißt, ist mit Wagyubeef, Hüttenkäse und Bucheckern genau genommen die Luxus-Variante einer Zwischenmahlzeit. Dafür zeichnet besonders das durch bloßes Salzen und Abwarten behandelte Fleisch verantwortlich. Bei den weiteren Komponenten reicht die augenzwinkernde Andeutung: eines Brotes durch Bucheckern und Canihua-Samen sowie köstlicher „Aufstriche“ aus leicht geräuchertem und mit Schnittlauch und Meerrettich verfeinertem Hüttenkäse, Ricotta mit Kresse und einem Stück Radieschen. Der à part gereichte Beeftea aus dem Knochen könnte konzentrierter nicht sein, wobei alle Komponenten einen sehr natürlichen und köstlichen Start markieren.

Bei der bretonischen Makrele mit Bete und Pistaziencrème wird der gebratene Fisch von drei unterschiedlich fruchtig-gepickelten Scheiben Bete begleitet. Die Süße und die nussige Crème kann der geschmacklich kräftige Schwarmfisch gut ab – einzig die Zwiebelelemente stören mit ihrer leichten Penetranz etwas den Zusammenhang. Das ist in Summe unverfälscht und pur – mehr sicht- oder unsichtbaren Aufwand braucht es hier auch nicht.

Beim Abschluss der Kleinigkeiten mit Milchferkelbäckchen, Räucheraal, gepickelten Gurken, Austern und Stachelbeervinaigrette wird die Deftigkeit des geräucherten und mit Schweinejus ablackierten Fettfisches um ein knusprig-köstliches Stück Fleisch erweitert. Spannend ist besonders der sensorische Verlauf, der sich von deftig über süß-säuerlich und frisch verändert, bis er schließlich vom kräftig-bitteren, aber auch süßen Geschmack des Liebstöckels in Crème und Vinaigrette belüftet wird. Stark!

Mit der Gänseleber, Aloe Vera, Mandarinengelee, Erdnusscrème und Matcha-Kohl starten wir ins Menü. Bis zum endgültigen Verspeisen des letzten Stücks der gegrillten, mit Sojasauce lackierten Leber haben wir es wahrscheinlich nicht geschafft, alle möglichen Kombinationen dieses Gangs auszuprobieren. Genau hier liegt auch die Crux dieses Gerichts: Es herrschen zu viele dominante Aromen vor, deren Proportionen nicht ad hoc zu passen scheinen. Als sehr schlüssig empfinden wir die Kombination von Chinakohl, Soja und Leber, die uns - ergänzt um etwas süß-saure Frucht - Freude bereitet. Wir können uns auch den Gurkensud erklären, der die aromatische Spannung erfrischend auflöst.

Beim Dosieren des Pulvers mit Süßholz müssen wir jedoch übervorsichtig agieren, und der Sinn der vergoldeten Erdnusscrème mit Gänsefett erschließt sich uns kaum. Ganz verzichten könnten wir auf die als Erfrischung gedachten Aloe-Vera-Würfel, die zwei Tage eingelegt wurden und immens prickeln – diese Erfrischung ist hinsichtlich der Konsistenz eher seltsam. Sicherlich interessant, aber für uns arg verkopft.

Nach dem vorherigen Experiment kommt die folgende Schlotzigkeit auf Drei-Sterne-Niveau gerade recht: Landei, Morcheln, junge Bärlauchtriebe und badischer Spargel. Hier dient nicht zuletzt Fett als Geschmacksträger: in der Spargel-Beuerre blanc, im Öl und schlussendlich auch im Eigelb – dennoch bleibt es leicht und subtil; sogar die (knob-)lauchige Penetranz vom saisonalen Bärlauch wird umschifft. Die Küche gewinnt dieser im Ansatz klassischen Komposition Feinheiten und Individualität ab und transportiert sie so gen Moderne. Die Spargelspitzen sind leicht abgeflämmt, eine kurze Miso-Beize beim Eis sorgt für würzige Substanz und das grüne Weizengrasöl lässt kurzfristig Frühlingswiesen auf unseren Zungen sprießen.

Nur auf die À-part-Reichung, die Allergiker-Ei-Hälfte aus Lactose, Eiweiß und Sellerie, hätten wir  aufgrund eines stumpfen Mundgefühls verzichten können. Ansonsten herrlich!

Auch die konfierte Lechtal-Bachforelle mit süß-saurer Melone und Meerettich-Kokossauce besticht mit Leichtigkeit und Feinheit sowie einem präzise abgestimmten Wohlgeschmack. Für Frische und dezente Süße sorgen mit Dill-Reisessig marinierte Melonenstücke – der Clou hierbei: bei einem Teil wurde das Fruchtfleisch zwischen den Kernen verwendet, welches geschmacklich durch seine Intensität überrascht – wieder etwas für den heimischen Herd gelernt: diese Stücke werden wir nie wieder wegwerfen! Willkommene Schärfe mit dezent-asiatischer Exotik steuert die Sauce bei, während der Sonnenblumenkern-Tofu für cremiges Mundgefühl sorgt. Knackig wirken die Chicorée-Herzen und eingelegter Kokoskeimling, letzterer etwas adstringierend-grünlich und damit wohltuend. Eine kräftigere Ergänzung finden wir noch in einem Buchweizen-Blini mit Meerrettichcrème, Saiblingstatar und -kaviar sowie Rauchöl. Ein klarer und verständlicher Gang, direkt auf den Punkt.

Wo Kollegen am liebsten gleich ein Green Egg auf den Tisch stellen würden, begnügt sich Joachim Wissler bei „Paella“: Langoustine grillée, Tintenfisch-Marshmallow und Krustentierfumet mit seinem kleinen Vendôme-Grill zur Finalisierung des Schalentiers mit einem Hauch Zitronengras und Rosmarin. Durch unsere fotografische Dokumentation haben wir es uns selbst zuzuschreiben, dass der Kaisergranat ein wenig mehlig durchs zu lange Verweilen auf dem Grill wurde. An der Perfektion dieser luxuriösen und mit betörendem Safranaroma glänzenden Paella rüttelt nur der geschmacklich etwas zu dominante Puffreis . Eine Paella-Crème vereint sämtliche Aromen des spanischen Klassikers, ein angegossener Sud schafft ölige Substanz.

Die nachgebildeten Pimentos sind hier nicht nur eine optische Spielerei; das grüne Exemplar besteht aus Avocado (cremiges Mundgefühl) und das Rote aus Paprikacrème. Die Knackigkeit einer unmanipulierten Paprika hätte mit ihrer knackigen Konsistenz zur Überlagerung der anderen Zutaten geführt. Das „geheime“ Paella-Gewürz brauchten wir nicht zum Nachwürzen – allerdings als nette Erinnerung für zuhause. Die À-part-Reichung sind eher ein technischer Gimmick, der Marshmellows aus Sepiatinte hat eine gummiartige Textur und bleibt geschmacklich blass. In Summe ein netter kulinarischer Kurztrip nach Spanien.

Bereits beim Studium des Menüs können wir angesichts des Gerichts St. Pierre, Kutteln, Rosé-Champagnerbutter, Zuckererbsen und Korianderpesto ein breites Grinsen nicht verbergen: Schließich ist Joachim Wissler Schwabe, und somit ist es nur recht und billig, dass er die in seiner Heimat geliebten Kutteln auch hier auf den Teller bringt. Doch was ist das? Die Kutteln sind eine "Fälschung" aus Bohnenpaste und Tintenfisch – so dreist hätte uns noch nicht einmal Konrad Kujau hinters Licht geführt ;) Auch der Raviolo ist nicht aus Nudelteig, sondern die Füllung besteht aus Miso und wird von einem Seealgenblatt umhüllt, wobei dieser äußerst originell schmeckt. Der Rest des weniger komplexen Gerichtes ist schnell erzählt: Es schmeckt ausgesprochen lecker und in sich schlüssig. Über echte Kutteln hätten wir uns trotzdem gefreut.

Derart dekorative Fundstücke aus Flaschenpost und Treibholz, wie sie zu Labskaus, Kabeljau, Brandade und Matjesvinaigrette eingedeckt werden, haben wir bei Spaziergängen am Rhein oder Meer noch nicht gesehen: An das deftige norddeutsche Seemannsgericht erinnern uns noch Gurke, Rote Bete und Zwiebeln in einem süß-säuerlichen und pikant-erdigen und dabei leicht rauchigen Sud mit Heringsöl, wobei Wisslers Interpretation moderat bleibt und nicht zu sehr ins Rustikale verfällt. Zu einem größeren Stück Kabeljau gesellen sich Zunge und – etwas verschämt als Julienne integriert – Teile der Schwimmblase.  Damit selbst der hungrigste Seemann auch den Bauch vollbekommt, gibt es separat ein rösches Brot mit einer Kabeljau-Brandade und Kaviar. Zu diesem äußerst gelungenen Nose-to-Tail-Gericht können wir nur sagen: Chapeau Kombüse!

Beim Miéral-Perlhuhn mit Estragon, kleinen Artischocken, Wintertrüffel und Topinambur-Misopüree geht es zurückhaltender zu. Das feine Fleisch aus bester französischer Zucht steht klar im Mittelpunkt, und die etwas dünnere Jus wirkt beinahe wie auf Öl-Basis, wobei die salzige Grundwürze von der verwendeten Miso ausgeht. Das ist eine klassische Fingerübung für das Küchenteam – gut und stringent, aber nicht überragend innovativ. Muss ja auch nicht immer.

Das sieht beim abschließenden Fleischgang, dem Milchferkel mit Bohneneintopf, gegrillter grüner Banane und Curry-Macadamianuss deutlich anders aus. Der Spannungsbogen um Karree, Bauch und Rücken lebt von der Säure und Frische, den die grüne Banane und der Rettich generieren. Geschmacksintensivierend wurde ein wenig Chorizo-Fett über den Teller verteilt. Auch in der separaten Schüssel geht es spannend zu, da in einem Schweinebraten-Sud ein Leberklößchen auf Bohnen und Apfel trifft – ein Geschmack, den wir seitdem unter „bayrisch mit asiatischem Einschlag“ abgespeichert haben. Mit oder gerade wegen des dezent-exotischen Gewürzhauchs ein brillanter Fleischgang.

Eine „leichten“ Käsegang erleben wir beim Fondue von Vacherin Mont-d'Or mit Trüffelfocaccia. Das wirkt so einfach und schmeckt vorzüglich, ohne dabei ein Völlegefühl zu verursachen, wobei die Finesse  natürlich im Detail steckt: Vacherin Mont-d'Or und Gruyère sind mit einem leichten Sud aus Kartoffel und Speck etwas gestreckt, außerdem regen einige Tröpfchen Kirschbrand die Magensäfte an, wodurch der Gang minder mächtig erscheint. Die Trüffelfocaccia schmeckt großartig, wobei uns der dehydrierte Grünspargel fast noch besser gefällt, weil er im Zusammenspiel mit dem Fondue wieder seine grün-bittere Spargelaromatik zurückerhält und dabei so schön knuspert. Wunderbar!

Beim Verveineaufguss, (R-)Eiscrème, Schokoladen-Thymianganache und Himbeersabayon haben wir ein gutes Gewissen, was die Kalorien betrifft, da der Dessertauftakt leicht, frisch und frucht-säuerlich daherkommt, wobei der Reis und das echte Eisenkraut interessante Substanz zu diesem sehr stimmigen Gang hinzufügen.

Beim letzten Dessert nimmt sich die Pâtisserie unter Tim Tegtmeier des Eisbecher-Klassikers schlechthin an: „Spaghettieis“: Weiße Schokolade, Himbeerrhabarber und Waldmeisterjoghurt. Was sollen wir sagen, außer dass wir statt zur Eisdiele jetzt immer nach Bensberg reisen müssen, wenn wir Lust auf diese Erfrischung haben? Statt wie gewohnt klassisch mit Schlagsahne steht hier ein gefriergetrocknetes Parfait von weißer Schokolade im Mittelpunkt. Nach einem großen Menü gefallen uns diese erfrischenden, aber keineswegs banalen Desserts ausgesprochen gut –die Einzelkomponenten sind einfach perfekt ausgearbeitet und aufeinander abgestimmt. Exzellent!

Die Pralinenauswahl geht immer und Gottseidank hält der Service kleine Vendôme-Boxen zum Mitnehmen für die Gäste bereit.

Bei den  Petits Fours, Litschi-Popcorn – Passionsfrucht-Macaron – "Magnum Royal" Marc de Champagne – „Schnauze Voll": Zuckerschnäuzchen Himbeer-Bubble Gum, begegnet uns mit dem Eis am Stiel ein alter Vendôme-Klassiker, der diesen Status zurecht bekleidet. Das flapsige „Schnauze voll“ trifft auch auf uns – und das im positivsten Sinne – zu. Die hierbei eingesetzte Schweineschnauzen-Form haben Wissler und sein Team in anderen Menüs auch schon bei der Vorspeise Milchferkelschnäuzchen süß-sauer mit Gillardeau-Auster als leicht provokanten Gag eingesetzt.

Wir erlebten ein hervorragendes Menü, das spielend leicht den Bogen von klassischen Grundlagen zur Moderne spannt und dabei an vielen Stellen mit dem Kick des Neuen und Andersartigen reizt – es herrscht in Bensberg kein saturierter Stillstand. Joachim Wissler und sein umfangreiches Küchenteam beherrschen die gesamte Klaviatur von modernisierter Klassik bis zu herausfordernden State-of-the-art-Gerichten scheinbar mühelos. Der Gast kann einfach nur genießen oder sich für Stunden mit den Details des Essens auseinanderzusetzen. Die Kochtechniken sind stets auf dem neuesten Stand, und das Küchenteam setzt Maßstäbe in der Präsentation – eine Referenzklasse für sich. Aufgrund dieses Erfindergeistes sind wir versucht, Joachim Wissler einen Spitznamen zu verpassen: Daniel Düsentrieb der deutschen Spitzengastronomie. Folgen wir diesem Bild, drängt sich der Titel „Helferlein“ für den kongenialen Souschef Denis Jahn auf.

Uns stört bei aller Progressivität, dass an einigen Stellen Bestandteile für die Optik wie mit „Drei Wetter Taft“ in Form gebracht wurden oder gehalten werden, damit auch bloß alles glänzt oder nichts verläuft. Diese Konsistenzen, sei es als Crème oder Gelee, sind manchmal dem Mundgefühl nicht zuträglich und wirken leicht unnatürlich. Auch einige der À-part-Reichungen sind nicht unbedingt eine Bereicherung des Haupttellers. Sie setzten den optischen und sensorischen Reizen manchmal mehr als die Krone auf und führten bisweilen zu Überflutungen. Hier wäre ab und an weniger auch mehr.

Als ausdrücklich positiv erlebten wir bei diesem Besuch den Umfang des großen Menüs, der in vergangenen Zeiten auch den begabtesten Fresser an seine Kapazitätsgrenze und darüber hinaus bringen konnte: Hier hat die Küche feinjustiert, so dass unsere Gürtelschnallen bis zum Schluss unangetastet blieben.

Jung, dynamisch, motiviert, bestens ausgebildet und wie eingangs erwähnt auch bestens zur Kinderbetreuung geeignet ist das Serviceteam um Maître Markus Klaas (4.v.l.). Schon allein deswegen fühlen sich die Heranwachsenden in uns bestens behütet und sind begeistert, wie der Spagat aus Diskretion und pointierter Präsenz funktioniert. Explizit hervorheben wollen wir in diesem Zusammenhang Dennis Schacht (links) aus der Service-Brigade, dem wir bald ein Dasein als Maître zutrauen würden – dieser Mann ist ein Lichtblick in der national geführten Diskussion um den Nachwuchs im Service.

Da ist es auch kein Wunder, dass uns der bestens aufgelegte Sommelier Marco Franzelin (2.v.l.) eine hervorragende und stimmige Weinbegleitung kredenzte. Diese stahl den Gerichten nicht die Show, war aber stets nah dran – spannend. Dennoch: Wenn man diesen Suffmeister von der Leine lässt, erwartet den Gast Großes!

Fazit

Die absolute Referenz in puncto Kochtechnik und Präsentation – für uns das einzige Restaurant in Deutschland, in dem man eigentlich alle vier Menüs im Jahr essen müsste, um mit Forschung und Entwicklung Schritt zu halten.

Fressfreunde

Das Filet

"Mein letzter Besuch ist schon wieder eine Weile her, was hier eine Rolle spielt, denn Wissler kocht gewissermassen schneller als andere denken können. Nach wie vor einer der vermutlich zehn besten Köche der Welt – intellektuell, technisch und geschmacklich."

Küchenreise

"Für mich klar eines der allerbesten Restaurants in Deutschland! Technisch perfekt, kreativ, auf den Punkt. Die neue deutsche Geschmacks-Welle rollt!"

Wein

Pur Meunier - Brut Natur N.V., Christophe Mignon, Champagne
"100% Pinot Meunier. Ein sehr trockener Champagner aus der manchmal unterschätzten Rebsorte. Doch Vorsicht! Eine Flasche leert sich wie nichts: schöne Malznoten und Anklänge von karamelisiertem Apfel, sehr weinig und dabei knochentrocken."

2013 Pedro Ximenéz, Bodegas Ximenéz-Spinola
"Eine Spätlese aus der Pedro Ximenéz-Traube von den PX-Experten aus Jerez de la Fontera, die ihre Herkunft weder verleugnet und das auch nicht will. Reife Aprikose und gelbe Zwetschgen gepaart mit leichter Oxidation und angenehmer Säure, die dem Wein Frische geben, lassen ihn nicht ölig oder schwer wirken, sondern komplex und tief. Eine bella figura macht er auch zu anderen Vorpseisen und zum Käse."

1997 Château Montus Blanc, Madiran
"Die gereifte Assemblage aus Petit Manseng und Petit Courbu zeigt sich im Glas bersteinfarben und ist in Nase und am Gaumen harzig mit Aromen von reifer Quitte und steinigen wie rauchigen Noten – ein Wein mit Ecken und Kanten."

2009 Arvine Cépage Blanc du Valais, Schweiz
"Der Wein aus der Paradesorte des in der Südwestschweiz gelegenen Wallis weist reife exotische Töne wie Honigmelone und Papaya auf. Mit frischer Säure und einer leichte Fruchtsüße ein ausgezeichneter Speisebegleiter und ein gutes Beispiel für das Reifepotential der Weine dieser Weinregion."

2008 Riesling Felsenberg GG, Schäfer-Fröhlich, Nahe
"Die reife Rieslingfrucht trifft hier auf eine jahrgangsbedingte tolle Säurestrucktur. Ob Speisebgeleiter oder Solist, dieser große Wein hat noch Potenzial für viele Jahre."

2005 Buç aco Branco Reserva, Alexandre Almeida, Bairrada
"Ein Wein, der nicht nur wegen seiner historischen Bedeutung für den portugiesischen Weinbau interessant ist; er besteht auch aus drei Rebsorten, die aus zwei Regionen stammen. Encruzado aus dem Dao sowie Maria Gomes und Bical aus Bairrada. Obstanklänge, Frische und eine hoher Säuregehalt treffen auf Eindrücke von Kastanien, Mahagony und brasilianische Macacaubaholzfässer."

2012 Syrah Arnot-Roberts, Sonoma
"Dieser Wein zeigt, dass es in Kalifornien nicht nur marmeladig-gefällige Blockbuster-Weine gibt. Der Syrah präsentiert sich beinahe wie seine Traubenkollegen der Nord-Rhône: frisch, minzig und rauchig-würzig. Dabei ist er im Glas fleischig und zeigt Aromen schwarzer Oliven."

1997 Merlot Santa Cruz Mountains, Ridge Vineyards, Kalifornien
"Der aus vollreifen Trauben gekelterte Wein ist ein typischerer Vertreter des alten Wein-Kaliforniens und punktet mit dem typischen Zwetschgenaroma, Anklängen von Veilchen, Baumwolle, Fliederbeeren und Lakritz. Dabei schmiegt er sich samtig und elegant an den Gaumen. Kein Wunder, dass die Trauben seit Jahren nicht mehr ausschließlich in die bekanntere Cuvée Monte Bello wandern."

2010 Côtes du Jura Tradition, Domaine Jean Macle, Jura
"Der Wein des Traditionsbetriebs besteht aus Chardonnay und Savagnin und wurde traditionell oxidativ hergestellt. Geschmacklich ist das Ergebnis klar: jodig-salzig, und mit Noten von Zitrus, Bergamotte und Curry."

2013 "Frisant de Gel", Gramona, Penedès
"Diese interessante Mischung aus Schaumwein mit herbeigeführter Eiswein-Charakteristik vereint Aromen von Muskat, Rosenblüten, Litschi und Lavendel."

1996 Stanza Tokaji Eszencia, Ungarn
"Diese Rarität hat es in sich, ein wahrer Göttertropfen: Reife Mango, Maccadamianuss, Mandarine. Das alles gepaart mit unglaubicher Konzentration und einer frischen Säure. Grandios."

Fragen an den Suffmeister (a.k.a. Sommelier) Marco Franzelin

Anzahl der Positionen?
Zur Zeit führen wir 970 Positionen.

Haben Sie einen besonderen Fokus bezüglich der Weinkarte?
Unsere Weinkarte ist auf Deutschland und Frankreich fokussiert, wobei ich offen und immer wieder auf der Suche nach neuen Dingen bin. Es muss nicht immer der verrückteste oder "orangeste" Wein sein – oft kann ein sehr gut gemachter Riesling genau so überraschen.

Welche ist Ihre preiswerteste/teuerste Flasche?
1990 Petrus für 3900 Euro und 2012 Dr. Wehrheim Weißburgunder für 28 Euro.

Die ungewöhnlichste Rarität?
2002 Cabernet Sauvignon Madrona Ranch von David Abreu aus St. Helena

Welches ist Ihr meistverkaufter Wein der letzten 12 Monate?
Definitiv die Weine aus der Weinbegleitung, da sie von über 80 Prozent unserer Gäste gewählt wird. Ich bestelle hier wöchentlich nach und kann auch mal kurzfristig umstellen

Ihre Entdeckung der letzten 12 Monate?
Das ist der 2012er "Albillo de Bernabeleva" von Bernabeleva Cantocuerdas. Er hat einen süßen Bären auf dem Etikett und da ich unglaublich gerne in den Zoo gehe, gefällt mir der Wein sehr (grinst). Darüber hinaus eignet sich die Rebsorte wunderbar als Speisenbegleiter, bringt enorm viel Mineralität mit und ist ein Aushängeschild der Region Madrid.

Ihr Lieblingswein? Weshalb?
Einen Lieblingswein kann ich schwer benennen. Es ist immer situationsabhängig, von daher kann ich mich da nicht festlegen.

Der ausgefallenste (vinophile) Gästewunsch, mit dem Sie konfrontiert wurden?
Ein Gast bestellte zum gerade getrunkenen Latour 1990 ein wachsweich gekochtes Ei, um das Depot des Weines darüber zu geben und dann zu essen.

Hinweis

Unser Besuch wurde vom Restaurant unterstützt. Details zum Umgang mit Pressekonditionen findet Ihr hier.

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