Kolumne  4.November 2014

And the Macaron goes to...

Es ist mal wieder so weit. Für die Profis am Herd, aber auch für Fans und Freunde besten Essens stehen die spannendsten Tage des Jahres an: Am 6.11. wird der Michelin Deutschland 2015 vorgestellt.

Mit dem Berliner "La Soupe Populaire" hat man sich für die Präsentation der Gastro-Bibel charmanterweise keinen edlen Gourmettempel ausgesucht, sondern ein legeres Lokal auf Bib Gourmand-Niveau mit großartiger, aber eher rustikaler Küche. Michelin-Direktor Michael Ellis wird persönlich vor Ort sein, um die Ehrungen vorzunehmen – und wir natürlich auch.

Wie jedes Jahr machen im Vorfeld jede Menge Gerüchte über Auf- und Abwertungen die Runde. Aber so selbstbewusst diese mitunter auch vorgetragen werden: Es sind Gerüchte – wenngleich genau diese Mutmaßungen zum Spiel gehören und den größten Spaß bereiten.

Bekannt und sicher ist indes, dass Harald Wohlfahrt als Ehrengast zur Pressekonferenz eingeladen ist. Ob dies auf eine Überraschung oder weitere Auszeichnung eines seiner vielen Schüler schließen lässt? Bis heute haben die Ehemaligen des Meisters aus der Schwarzwaldstube rund 60 Sterne erkocht...

Für den Aufstieg in die 3-Sterne-Liga wird bereits seit zwei Jahren Hendrik Otto vom Esszimmer im Hotel Adlon heiß gehandelt – spätestens, seit er bei jedem Gericht drei Crème-Punkte auf die Teller bringt :) In unseren Augen fehlt für die höchsten Weihen noch etwas durchgehende Konstanz bei den Gerichten – gönnen würden wir es dem sympathischen Sachsen-Anhalter und seinem Team aber in jedem Fall. Und da er ebenso als aussichtsreichster Kandidat für 19 Punkte und den Titel "Koch des Jahres" im Gault Millau gehandelt wird, wäre sogar ein "Hattrick" in Gault Millau und Michelin denkbar.

Andere setzen auf Tim Raue als ersten Berliner 3-Sterner. Raue selbst sagte beim Erreichen des zweiten Sterns noch in unserem Interview, dass er mit seiner Küche das höchste der Gefühle erreicht habe. Durch einige Umstellung im letzten Jahr, sei nun aber alles möglich. Wie es der Michelin wohl sieht? Zumal die Verleihung in einem seiner Restaurant stattfindet... 

Hennessy

Wenn es so etwas wie einen 3-Sterner der Herzen gibt, dann ist das Nils Henkel. Seit er den dritten Macaron im Jahr 2011 verlor, wird für keinen anderen Spitzenkoch so häufig die neuerliche Aufwertung gefordert. 

Auf einem sehr guten Weg befindet sich unserer bescheidenen Meinung nach das Haerlin unter Christoph Rüffer. Die Pâtisserie bewegt sich derweil definitiv schon auf 3-Sterne-Niveau – denn egal, wo man Christian Hümbs kochen lässt, er bleibt immer an der Spitze.

Zwei der meistgenannten 3er-Kanditaten der Gerüchteküche sind Peter Maria Schnurr aus dem Falco und Dirk Luther aus der Meierei. Bei beiden waren wir jedoch zu lange nicht, um die Einschätzungen kommentieren zu können. Das Dallmayr in München hat ebenfalls Potential für die absolute Spitze, allerdings erscheint uns eine solche Auszeichnung zum jetzigen Zeitpunkt noch einen Ticken zu früh. 

Bei den Kandidaten für zwei Sterne fallen häufig die Namen Bobby Bräuer im EssZimmer und Tohru Nakamura im Geisels Werneckhof in München – können wir uns durchaus vorstellen, wobei es damit für beide Adressen recht schnell nach oben gehen würde. In der Hauptstadt werden auch immer wieder die Namen Matthias Diether aus dem First Floor und Roel Lintermans aus dem Les Solistes genannt. Ansonsten wird für diese Kategorie erstaunlich wenig gemunkelt – zugleich ist es die Kategorie, bei der der Michelin stets die größten Überraschungen bereithält, sowohl was Entdeckungen als auch was Fehleinschätzungen der Fangemeinde betrifft.

Insgesamt scheint es uns, dass in den letzten Jahren fast alle verdienten Küchenchefs angemessen besternt wurden. Insbesondere junge Chefs wurden für Talent und Wagemut schnell belohnt – vielleicht manchmal zu schnell?

Wer bleibt da noch? Auf jeden Fall natürlich Jan Hartwig, der lange Zeit als Souschef von Sven Elverfeld tätig war und uns mit seinen Kreationen im Münchner Atelier erst jüngst schwer begeisterte.

Als neue 1-Sterner sehen wir außerdem den großartigen Griechen Malathounis in Kernen im Remstal bei Stuttgart, den Yu Sushi Club im Kameha Grand in Bonn, das Sra Bua im Kempinski Gravenbruch, das Opus V in Mannheim, das Johanns in Waldkirchen, Daniel Schimkowitsch im Ketschauer Hof und Sonja Frühsammer in Berlin. Vielleicht dürfen sich auch Markus Semmler, das Filetstück in Berlin, das Jellyfish in Hamburg oder das Storstad in Regensburg freuen? Die Reihe lässt sich von Euch sicherlich mit regionalen Geheimtipps und jungen Herdtalenten fortführen...

Groß dürfte in diesem Jahr die Zahl der betriebsbedingten Abwertungen sein, weil die Restaurants schließen oder ihr Konzept ändern. Im Einzelnen sind das:

1. Töpferhaus, Duvenstedt
2. Walram, Bergzabern
3. Küchenwerkstatt, Hamburg
4. Jörg Müller, Sylt
5. Grossfeld, Friedberg (Umzug in die Villa Merton)
6. Villa Merton, Frankfurt (schließt im Dezember 2014)
7. Anders auf dem Turmberg, Karlsruhe (neues Konzept, daher neue Wertung unklar)
8. Hartmann, Berlin
9. Buddenbrooks, Travemünde
10. Rincklake’s, Harsewinkel
11. ZurTraube, Grevenbroich
12. Schwarz, Heidelberg
13. La Forge, Bad Nenndorf
14. 181, München (Otto Koch schließt im Dezember)
15. Seeschlösschen, Sendig

Folgende Wechsel in der Küche könnten ebenfalls zu Neubewertungen führen: Im Spices übernahm Patrick Büchel aus dem Buddenbrooks die Küchenleitung, Sarah Henke wird 2015 etwas Neues in Koblenz eröffnen. Im Mannheimer Kultitaliener DaGianni gibt es ebenfalls einen neuen Küchenchef, und im Marco Polo in Wilhelmshaven hat der Souschef das Zepter übernommen. Man sieht: Die gastronomische Landschaft Deutschlands bleibt äußerst spannend – wir fiebern mit und bleiben für Euch am Ball!

Spätestens am Donnerstag gibt es alle neuen Sterne hier auf sternefresser.de und auf unserer Facebook-Wall.

Informationen

Michelin Deutschland 2015
1392 Seiten
Preis: 29,95 €
ISBN: 2067197185
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